ADVERSE CHILDHOOD EXPERIENCES (ACES), BINDUNGSSTÖRUNGEN UND TOXISCHER STRESS

WIE TRAUMATISCHE ERLEBNISSE IN DER KINDHEIT DAS LEBEN PRÄGEN

In der Welt der Psychologie und traumasensiblen Arbeit sind Adverse Childhood Experiences (kurz: ACEs, deutsch: belastende Kindheitserfahrungen) ein zentrales Thema. Frühe Erfahrungen können tiefgreifende Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit eines Menschen haben. Bindungsstörungen und toxischer Stress stehen dabei oft in direktem Zusammenhang mit ACEs. In diesem Artikel erkläre ich, was ACEs sind, wie sie Bindungen beeinflussen und warum es so wichtig ist, toxischen Stress zu erkennen und zu bewältigen.

Was sind Adverse Childhood Experiences (ACEs)?

Adverse Childhood Experiences umfassen belastende oder traumatische Erlebnisse in der Kindheit. Dazu zählen:

  1. physische Gewalt (Schubsen, hart anpacken, Schlagen, mit Gegenständen bewerfen, körperlichen Schaden durch Prügel erleiden)
  2. emotionale Gewalt (Demütigung, Beschimpfungen, Beschuldigungen, mit dem Verhalten beim Kind Angst vor körperlicher Verletzung auslösen)
  3. sexuelle Gewalt (sowohl sexuelle Berührungen durch Erwachsene, als auch die Nötigung Erwachsene sexuell zu berühren, alle Arten von Geschlechtsverkehr)
  4. emotionale Vernachlässigung (Gefühl von niemandem in der Familie geliebt und geschätzt zu werden, nicht als wichtig erachtet werden, fehlende Unterstützung, Nähe zueinander und sich nicht umeinander kümmern)
  5. körperliche Vernachlässigung (nicht genug zu Essen bekommen, unsaubere Kleidung, ohne das Gefühl beschützt zu werden aufwachsen)
  6. Verlassenwerden durch einen Elternteil (aufgrund von Trennung, Scheidung oder aus anderen Gründen)
  7. Aufwachsen in einem instabilen Umfeld, z.B. mit suchtkranken Eltern (alkohol- oder drogenabhängig) oder
  8. Aufwachsen in einem instabilen Umfeld, z.B. mit psychisch erkrankten Eltern (Depressionen, Suizidalität, andere Psych. Erkrankungen)
  9. Zeuge von Gewalt im Haushalt sein (ein Elternteil wurde oft geschubst, hart angepackt, geschlagen, mit Gegenständen beworfen, getreten, gebissen, mit Gegenstand geschlagen, oder jemals mit Messer/ Waffe bedroht/ mehr als 5 Minuten lang geschlagen)
  10. Haftstrafe einer Bezugsperson

Berechnung des ACE-Score

Alle Punkte, die mit Ja beantwortet worden sind, werden zusammengezählt und ergeben den „ACE-Wert“ (ACE-Score).

Studien zeigen, dass Menschen mit höheren ACE-Werten ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme und andere chronische Krankheiten haben.

Natürlich gibt es weitere Formen von Kindheitstraumata, die in der Liste nicht enthalten sind. Diese sind nicht weniger wichtig, sondern wurden nur seltener angegeben, sodass die Verfasser des Fragebogens Robert Anda und Vincent Felitti sich auf die oben genannten 10 Punkte beschränkten.

Wer sich weiterführend über die wichtigsten Erkenntnisse aus der ACE-Studie befassen möchte, findet unter www.Acestoohigh.com passende Informationen auf Englisch.

Bindungsstörungen als Folge von ACEs

Eine sichere Bindung zu Bezugspersonen in der frühen Kindheit ist entscheidend für die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls und sozialer Kompetenzen. Menschen, die ACEs erleben, entwickeln jedoch häufig unsichere oder gestörte Bindungsmuster. Die vier Haupttypen von Bindungmustern sind:

1. Sichere Bindung

2. Unsicher-vermeidende Bindung: Person wirkt unabhängig, vermeidet aber enge Beziehungen.

3. Unsicher-ambivalente Bindung: Person ist ängstlich und sucht ständige Bestätigung.

4. Desorganisierte Bindung: Eine Mischung aus Angst und Ablehnung, häufig bei Personen mit mehreren traumatischen Erlebnissen.

Bindungsstörungen können das gesamte Leben eines Menschen beeinflussen, von der Fähigkeit, gesunde Beziehungen zu führen, bis hin zur beruflichen Leistungsfähigkeit.

Stress und seine verschiedenen Formen:

Was ist toxischer Stress?

Toxischer Stress entsteht, wenn ein Kind wiederholt und über längere Zeit stressigen oder traumatischen Situationen ausgesetzt ist, ohne dass es ausreichend Unterstützung von einer stabilen Bezugsperson erhält. Dieser Zustand unterscheidet sich von kurzfristigem, gesunden Stress, der zur Bewältigung von Herausforderungen beiträgt.

Was versteht man unter einer tolerierbaren Stressreaktion?

Tolerierbarer Stress aktiviert die Alarmsysteme des Körpers intensiver und ist die Folge schwerwiegender, aber vorübergehender Belastungen, wie der Verlust eines geliebten Menschen, eine Naturkatastrophe oder eine Verletzung. Solche Stressreaktionen können durch stabile und unterstützende Beziehungen abgefedert werden, wodurch das Gehirn und andere Organe sich von den potenziellen negativen Auswirkungen erholen.

Die Auswirkungen sind vorübergehend, sofern ein solides Unterstützungsnetzwerk vorhanden ist.

So zeichnet sich die positive Stressreaktion aus:

Eine positive Stressreaktion ist ein normaler und wesentlicher Bestandteil einer gesunden Entwicklung. Sie zeigt sich durch eine kurzfristige Erhöhung der Herzfrequenz und einen leichten Anstieg des Hormonspiegels. Typische Auslöser sind neue Erfahrungen, wie die erste Begegnung mit einer neuen Bezugsperson oder eine Impfung.

Langfristige Auswirkungen von toxischem Stress:

Eine anhaltende Aktivierung des Stressreaktionssystems, wie sie bei toxischem Stress stattfindet, kann die Entwicklung der Gehirnarchitektur sowie anderer Organsysteme beeinträchtigen und das Risiko für stressbedingte Erkrankungen und kognitive Beeinträchtigungen bis ins Erwachsenenalter deutlich erhöhen.

  • Erhöhte Cortisolwerte, die das Gehirn und den Körper schädigen
  • Beeinträchtigung der kognitiven Entwicklung
  • Höheres Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen
  • Schwächung des Immunsystems

Wie können psychologische Beratung, somatisches Coaching und Therapie helfen?

Die gute Nachricht ist, dass es nie zu spät ist, die Folgen von ACEs, Bindungsstörungen und toxischem Stress zu bewältigen. Hier sind einige Ansätze, die helfen können:

  • Bindungsorientiertes Coaching/ Therapie: Fördert die Entwicklung gesunder Bindungsmuster. In meinen Beratungen fokussieren wir uns auf die Nachentwicklung gesunder Muster für deine Beziehungen.
  • Stressbewältigungstechniken: Achtsamkeitsübungen, Atemtechniken und und Meditation können helfen, die Auswirkungen von toxischem Stress zu reduzieren. Meine Arbeit umfasst ein nervensystemorientiertes Angebot, das Techniken aus der Achtsamkeitstherapie mit Übungen zur Regulation des Nervensystems verbindet. Besonders bei Konzentrationsschwierigkeiten habe ich positive Erfahrungen mit dieser Kombination von meditativen Übungen und somatischen Techniken gemacht.
  • Psychoedukation: Lernen, die Symptome zu verstehen und Strategien zur Selbsthilfe zu entwickeln.
  • Traumatherapie: Methoden wie EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) können helfen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. EMDR gehört nicht zu meinem Angebot.

Neue Perspektiven entwickeln

Adverse Childhood Experiences, Bindungsstörungen und toxischer Stress sind Themen, die uns alle betreffen können – direkt oder indirekt. Die Aufarbeitung dieser Erfahrungen ist essenziell für ein gesundes und erfülltes Leben. Mit meiner Arbeit und einem ganzheitlichen Ansatz kann ich dir wertvolle Unterstützung auf deinem Weg zu mehr psychischem Wohlbefinden und erfüllten Beziehungen geben. Gemeinsam können wir einen Weg heraus aus den festgefahrenen Mustern der Vergangenheit finden und neue Perspektiven schaffen.

*Anmerkung: die Übersetzung ins Englische wird maschinell erstellt und kann Fehler enthalten.

Quellen:
Literatur:
K. L. Kain & S.J. Terrell: „Bindung, Regulation und Resilienz – Körperorientierte Therapie des Entwicklungstraumas“ (2020)
Nadine Burke Harris: „The Deepest Well“ (2018)